Sich bestätigende Menschenbilder
Unsere persönliche Einstellung bestimmt die Umgebung, die wir uns bauen. Sind wir für ein Unternehmen verantwortlich, spiegelt sich das im gesamten Unternehmen wider.
- Unser Menschenbild hat einen direkten Einfluss auf unseren Umgang mit Menschen.
- Unser Umgang mit Menschen wirkt sich auf deren Verhalten aus.
- Deren Verhalten beobachten wir und finden unser Menschenbild bestätigt.
Eine sogenannte positive Rückkopplung. Umgangssprachlich auch Spirale genannt. Eine Spirale, der wir folgen und uns immer tiefer winden – oder höher, je nach dem ersten Impuls. Unserem Menschenbild.
Theorie X
Viele Manager denken heute immer noch, ihre Aufgabe bestehe darin, ihre Mitarbeitenden zu kontrollieren und dafür zu sorgen, dass sie ihre Arbeit richtig ausführen.
Ihr Menschenbild ist von Angst und Misstrauen geprägt. Sie denken Mitarbeitende sind faul und unwillig oder gar dumm.
Douglas McGregor bezeichnet dieses Menschenbild als Theorie X. Er beschreibt auch den Teufelskreis, der am Ende wieder zur Bestätigung der Theorie führt. Eine Spirale, die zur Verstärkung der negativen Auswirkungen führt.
Theorie Y
In der heutigen Welt der Wissensarbeit, ist es nicht mehr möglich, dass eine Person die Arbeit mehrerer Personen überschauen kann. Mitarbeitende müssen wie mündige Individuen behandelt werden. Einem Leader fallen ganz andere Aufgaben zu. Integraler Bestandteil der Aufgaben eines Leaders ist es, die Mitarbeitenden zu fördern. Es geht darum, möglichst ideale Bedingungen schaffen. Bedingungen, in denen sich die Mitarbeitenden optimal entfalten können.
Gemäss McGregor hilft einem Leader hierbei ein anderes Menschenbild. Ein Menschenbild das von Vertrauen geprägt ist. Dies nennt er Theorie Y und zeigt auf, wie auch hier am Ende der Folgekette wieder die Bestätigung steht. In diesem Falle befinden wir uns jedoch in einer Spirale mit positiver Auswirkung.
Eigene Erfahrungen
Ich habe schon beide Varianten am eigenen Leibe erfahren.
Ich war in einem Unternehmen unterwegs, das war komplett von Theorie X geprägt. Auf jeder Stufe der Hierarchie dachte man, die Mitarbeitenden auf tieferen Stufen seien per se unfähig und faul. Für wichtige Tätigkeiten wurden externe Experten angeheuert. Oft hörte man aussagen wie:
Unter uns, unsere eigenen Experten sind dazu niemals im Stande!Die Direktion
Ich selbst bewegte mich ziemlich weit oben in der Hierarchie. Ich versuchte in meinem Geltungsberiech, eine andere Richtung einzuschlagen. Dies hat gemäss Rückmeldung auch funktioniert. Aber ich war ja wiederum ein Mitarbeiter, hatte weitere Hierarchieebenen über mir.
Ich bin von Hause aus jemand, der gerne arbeitet und der sehr motiviert ist, gute Resultate zu liefern. Mit der Zeit liess diese Motivation stark nach. Ich wollte mich nicht mehr einbringen und mich für gute Ergebnisse engagieren. Als ich dies in Selbstreflektion erkannte, bäumte ich mich erst noch zwei, drei Mal auf und motivierte mich wieder. Ich musste jedoch feststellen, dass dies auf Dauer nicht funktioniert. Die definitive Konsequenz war danach relativ schnell getroffen. Ich suchte mir eine Umgebung, in der ich wieder aufblühen konnte.
Wie zum Beispiel in dieser, vor gefühlt einigen hundert Jahren:
Ich fand mich als Entwickler bei einem kleineren Dienstleister. Nach einigen kleinen Projekten kam mein Chef auf mich zu. Er stellte mir ein Projekt vor, in dem ein ganzes System neu gebaut werden sollte. Eine konkretere Beschreibung würde hier den Rahmen sprengen. Es waren zwei neue Produkte involviert, vier bestehende Systeme anzubinden und eine globale Verwendung angestrebt. Ich fragte, in welchem Teil ich zum Einsatz kommen sollte und an welchem Modul ich entwickeln sollte. Es brauche einen technischen Projektleiter, der die Systemarchitektur definiert, die Schnittstellen ausarbeitet, die Produkte anpasst und integriert und alle involvierten Lieferanten und Subprojektleiter koordiniert.
Ich bin überzeugt, du bist dieser Aufgabe gewachsen!Rolf Langenegger
Ex CEO
Mir stand der Mund offen! Auf der anderen Seite war mein Ehrgeiz geweckt. Ich nahm die Herausforderung an. De Fakto war ich der Gesamtprojektleiter und verantwortete die vollständige Umsetzung. Zwei Jahre später ging die Plattform unter dem Namen IRIS mit einem Monat Verspätung live! 15 Jahre später ist das System immer noch im Einsatz!
Mein Chef sah das Vertrauen, dass er in mich gesetzt hatte bestätigt. In diesem Sinne ging es weiter. Wir haben zusammen einige wirklich geniale Dinge geleistet.
Du hast mich sehr gefordert und gefördert, Rolf. Dein Vertrauen und deine Unterstützung haben essenziell zu meiner Entwicklung beigetragen. Ich vermisse Dich!
Heute unterstütze ich Leader dabei, solche positiven Umgebungen zu gestalten. Damit auch ihre Mitarbeitenden zu Höchstleistungen aufblühen.
Wie steht es bei Euch?
Was für ein Menschenbild habt Ihr?
Welche Erfahrungen durftet Ihr machen?